Juwelen-Diebstahl im Grünen Gewölbe in Dresden

Am Montagmorgen (25.11.2019) sind zwei bislang unbekannte Täter in das Historische Grüne Gewölbe der Schatzkammer in Dresden eingebrochen und haben aus einer Vitrine etwa 100 hochwertige Schmuckstücke gestohlen. Die Polizei geht inzwischen von insgesamt vier Tätern aus. Die Tat wurde professionell durchgeführt und wahrscheinlich lange im Vorfeld geplant.

Am Dienstagvormittag (26.11.2019) stand ich (Juwelier Jens Bahr) dem NDR 2 Rede und Antwort. Radiomoderator Hinnerk Baumgarten wollte wissen, wer die Diebe sein könnten, was jetzt mit den Schmuckstücken passieren wird und ob mir das Diebesgut bereits angeboten wurde.

Für diejenigen, die die Sendung verpasst haben, kommt hier eine Zusammenfassung meiner Gedanken in Anlehnung an das Interview:

Wer könnte hinter dem Einbruch stecken?

Hier gibt es im Grunde drei Möglichkeiten. Der Diebstahl könnte im Auftrag eines vermögenden Privatinvestors getätigt worden sein, einem reichen Oligarchen, der die Stücke für seine Privatsammlung haben will. So etwas gibt es in der Kunstszene immer wieder. Menschen, die sich alles leisten können und einen Kick dadurch bekommen, einen geklauten Picasso an der Wand hängen zu haben und zu behaupten, es wäre nur eine Kopie.

Es könnten aber auch Diebe gewesen sein, die die Steine weiterverkaufen wollen. Sollte ein Clan dahinterstecken, wie z.B. beim Raub der Goldmünze im Berliner Bodemuseum, ist diese Variante sehr wahrscheinlich. Clans verfügen über die Infrastruktur im Hinter- bzw. Untergrund, um Umarbeitungen der Schmuckstücke mit Verschwiegenheit durchzuführen.

Eine dritte Möglichkeit ist der Kauf großer Ländereien im Ausland oder die Finanzierung von Kriegen. Korrupte Regierungschefs könnten großes Interesse an den wertvollen Juwelen haben.

Was passiert jetzt mit den Steinen?

Sofern die Schätze nicht unversehrt in einer Privatsammlung landen, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auseinandergenommen, umgeschliffen und dadurch unkenntlich gemacht. Durch das Umschleifen / Umfacettieren geht der charakteristische Schliff des 18. Jahrhunderts verloren, an dem man die Juwelen wiedererkennen könnte. Sobald die Steine aus den Fassungen gebrochen und in Gewicht und Aussehen verändert wurden, ist es leider fast unmöglich, sie als die geraubten Steine auszumachen. Dadurch kann man sie problemlos wieder auf den Markt bringen, insbesondere, wenn man sie einzeln in die ganze Welt verkauft.

Hat man Ihnen die Schätze bereits angeboten?

(lacht) Auch wenn ich die Schmuckstücke natürlich gerne mal aus der Nähe gesehen hätte, um sie dann an die Polizei weiterzugeben, wird so etwas in der Regel nicht passieren. Die Diebe würden ein zu großes Risiko eingehen, denn dank der medialen Aufmerksamkeit weiß jeder Juwelier über den Raub Bescheid und würde bei solch einem Angebot sofort misstrauisch werden. Außerdem haben Juweliere selten Geld in Milliardenhöhe irgendwo herumliegen, um damit Schmuckstücke dieser Wertkategorie ankaufen zu können.

Somit bleibt es fraglich, ob die einzigartigen, historisch bedeutsamen Schmuckstücke jemals wieder den Weg zurück ins Museum finden. Eine Tragödie für die Kunstwelt! Es bleibt zu hoffen, dass Museen vermehrt in ihre Sicherheitssysteme investieren, um es den Einbrechern in Zukunft etwas schwerer zu machen.