Wie wird eigentlich der Goldpreis bestimmt?

Am 12. September 1919 begann eine Tradition, die mit geringfügigen Abweichungen bis heute stattfindet: Täglich um 10:30 Uhr Ortszeit (11:30 Uhr MEZ) trafen sich fünf Goldhändler in einem holzgetäfelten Raum im Bankhaus Rothschild in der Londoner Innenstadt und handelten den Goldpreis aus. Auf Basis eines Eröffnungs-Goldpreises wurden im Namen der entsprechenden Banken und ihrer Kunden Gebote abgegeben. Sobald einer in der Runde seine Konditionen ändern wollte, stellte er die britische Flagge auf und rief „flag“. Dieses Spiel vollzog sich so lange, bis Angebot und Nachfrage ausgeglichen waren – „Fixing“ nennt man diesen Prozess, welcher etwa zehn Minuten in Anspruch nimmt. Da die US-Börsen später öffnen, gibt es seit dem 1. April 1968 um 15:00 Uhr Ortszeit (16:00 Uhr MEZ) ein weiteres Treffen in London, bei dem der Goldpreis erneut festgelegt wird.

Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten haben natürlich inzwischen auch in diesem Ritual Einzug erhalten. Seit dem 5. Mai 2004 geschieht die Festlegung des Goldpreises per Telefonkonferenz. Die fünf teilnehmenden Banken sind die Deutsche Bank AG London, die britische Barclays, die HSBC Bank USA NA London Branch, die Bank of Nova Scotia (Kanada) und die Société Générale (Frankreich).

Aufgrund dieses für Außenstehende kaum nachvollziehbaren Prozesses gibt es immer wieder Gerüchte und Verschwörungstheorien, dass der Goldpreis manipuliert werde. Vor allem in den letzten Jahren konnten bei diesem Vorgang merkwürdige Preisbewegungen beobachtet werden, die letztendlich die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan rief. 2013 ist der Goldpreis um ein Drittel gesunken, was unter anderem dazu geführt hat, dass der Goldankauf zurückging und für viele Juweliere ein wichtiges Standbein wegfiel. Seit Anfang 2014 zeigt der Goldpreis jedoch wieder steigende Tendenzen [Stand: 26. Mai 2014].