Bares für Rares – wenn die Experten ungenau sind

Vielleicht haben auch Sie schon einmal darüber nachgedacht, was das vererbte Schmuckstück, das ein trauriges Dasein in der Schmuckschatulle fristet, heutzutage wohl wert ist. Oder der Ring, den Sie vor Jahren im Antiquitätenladen gekauft haben. Wäre es nicht fantastisch, wenn Sie sich davon eine Reise leisten könnten?

Die Teilnehmer, die sich mit ihren Schmuckstücken bei der TV-Sendung Bares für Rares (ZDF) mit Horst Lichter bewerben, hoffen auf solch eine positive Überraschung. Nachdem der Wert von einem Experten ermittelt wurde, bieten die Teilnehmer dem ausgewählten Händlerkreis ihre Schätze an. Manchmal wird der ermittelte Wert beim Verkauf sogar noch übertroffen und die Teilnehmer gehen glücklich nach Hause, mit einem Batzen Bargeld in der Tasche.

Die Sendung ist sehr beliebt. Auch unsere Kunden, die sich bei uns Rat holen, schauen die Sendung gern. Dadurch konnten wir feststellen, dass die Sendung bei Laien einen falschen Eindruck vermittelt, wie der Wert von Gegenständen bestimmt wird. Die Tests zur Wertermittlung werden in der Sendung schnell und unkompliziert durchgeführt. Doch in manchen Fällen ist eine eindeutige Wertbestimmung nur durch eine genaue Prüfung mit bestimmten Hilfsmitteln möglich. Des Weiteren werden manche Begrifflichkeiten falsch verwendet. Hier ein paar Beispiele:

  • Die Schmuckexpertin Frau Dr. Rezepa-Zabel spricht in der Sendung oft von Halbedelsteinen. Eine Sachverständige wie sie sollte wissen, dass es keine Halbedelsteine gibt. Der Begriff „Halbedelstein“ vermittelt den Eindruck von Minderwertigkeit. Das ist irreführend. Ein schlechter Rubin ist beispielsweise viel weniger wert als ein qualitativ hochwertiger Lapislazuli oder Türkis. Es sollte daher besser von „Schmucksteinen“ gesprochen werden.
  • Die Goldbewertung wird in der Sendung immer inklusive der Steine vorgenommen. Dabei muss das Gewicht der Steine natürlich vom Goldgewicht abgezogen werden! Wird im Anschluss der Goldgehalt errechnet, setzen sie ihn mit dem Feingoldwert gleich, der an der Börse gehandelt wird. Auch das ist falsch, denn das Gold muss zunächst in die Handelsformen des Feingoldes gebracht werden – was aufwändig ist. Dieses Verfahren wird dem Kunden nicht gut genug erklärt.
  • Die Steine und Diamanten werden in der Sendung oft mit einem Diamantprüfgerät getestet. Dieses Gerät kann jedoch nur die Oberfläche eines eingefassten Steines prüfen. Es gibt aber auch Steine, bei denen die Oberseite aus Diamant und die Unterseite aus einem anderen Material besteht. Ob das der Fall ist, wird in der Sendung nie getestet – jedenfalls nicht vor der Kamera. Doch hier gibt es keine zwei Meinungen: Eingefasste Steine gehören unter das Mikroskop!

Was wir an dieser Stelle nicht vergessen dürfen: Es handelt sich um eine Unterhaltungssendung. Kompliziertere Verfahren werden einfacher dargestellt, als sie in Wirklichkeit sind. Behalten Sie dies im Hinterkopf, wenn Sie die Sendung schauen, und lassen Sie sich von den scheinbar schnellen und einfachen Tests zur Wertermittlung nicht täuschen.